Vokalworkshop „Musical“

von BORG Innsbruck
01. Januar 2020

Vokalworkshop „Musical“
„digital erarbeiten – analog erleben“

In Dankbarkeit für die finanzielle Unterstützung des Bundesministerium und die Idee, sowie die Bereitschaft der zwei  ReferentInnen Kathrin Schreier (ehemalige Schülerin am Borg) und Malcolm Quinnten Henry, beide Studenten an der MUK Wien, konnte der „digitale“ Teil unseres Vokalworkshops auch in Coronazeiten stattfinden. Eine besondere Herausforderung in der Arbeit mit Stimme und Sängerpersönlichkeit ...

Musicalworkshop einmal anders!     Bianca Pitschedell 7b

„Schulveranstaltungen für dieses Jahr alle abgesagt!“ Als wir VokalschülerInnen das hörten, waren wir alle extrem traurig, denn Anfang Juni stand ein „Musicalworkshop“ an, auf den wir das ganze letzte Jahr schon hin gefiebert haben. Die Lieder waren ausgesucht, der Termin stand und die zwei Workshopleiter Kathrin Schreier und Malcolm Henry Quinten standen schon in den Startlöchern. Dann kam dieser nervige Virus und machte uns einen Strich durch die Rechnung!

Jedoch Frau Professor Kainrath, Malcolm und Kathrin haben es möglich gemacht und ihn auf einen Online-Kurs verschoben. Zuerst waren alle etwas skeptisch. „Ist das denn überhaupt möglich? Hört und sieht man sich da gut genug? Wird das denn effektiv sein?“ All diese Fragen   gingen   in   den   Köpfen   der   SchülerInnen   vor.   Die   Antwort   darauf   ist:   „Es   war
wahnsinnig toll und wir haben viel Neues gelernt!“

Am 27.4. starteten wir um 10:00 über die Plattform „Zoom“ mit einer Stunde Fitness in die anstehende Workshopwoche. Fünf Tage lang gab es dann pro Tag eine Stunde Sport für alle. Von Floorbar und Yoga bis Jazzdance, Fitness und Streching war alles dabei! Außerdem bekam jede/r Schüler/in 2 Gesangsstunden bei Kathrin und Malcolm - mit Vokalübungen und Arbeit am Song. Die Zwei sind individuell auf jeden eingegangen und haben uns so viele interessante, hilfreiche Tipps mitgegeben. Ein großer Dank gilt ihnen.

Am Donnerstag gab es dann noch jeweils eine halbe Stunde Liedinterpretation für jeden Sänger und jede Sängerin, wo wir gelernt haben, wie wir einen Zugang zur Rolle und dem Song finden können.

Mit dem Feedbackgespräch am Freitag schlossen wir eine wundervolle, lehrreiche Woche ab. Und eines war klar, es hat allen supergut gefallen und jedem etwas gebracht! „Es war eine positive Abwechslung zum E-Learning-Stress!“, sagte eine Schülerin.


Schlussendlich muss ich noch sagen, dass ich mich schon sehr freue, bald mit allen in der Schule zu singen und zu musizieren! Außerdem hoffen wir, dass wir den Workshop im Herbst weiterführen können, ohne Maske - und live miteinander.


Den Bericht möchte ich nun mit einem Zitat beenden: „Musik verbindet, über alle Grenzen hinweg!“ Da passt auch kein Corona dazwischen!

KATHRIN SCHREIER zum Online Vokalworkshop

Auch für mich war der diesjährige Musicalworkshop eine neue und bereichernde Erfahrung. Den Workshop online zu geben, stellte uns vor neue Herausforderungen. Trotz allem wollten wir uns nicht unterkriegen lassen und suchten nach Ideen, wie wir den Schülerinnen und Schülern dennoch bestmöglich einen Einblick in die Welt des Musicals geben können.

Auf   dem   Wochenplan   stand   45   Minuten   Gesangsunterricht   pro   Person,   eine Schauspielstunde / Liedinterpretation und täglich eine Sporteinheit. Es war nicht leicht, über den kleinen Bildschirm zu erkennen, ob alle mitmachen und eventuelle Fehler zu korrigieren. Dennoch hatte ich eine Menge Spaß, den Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Arten von Bewegung beizubringen (Yoga, Floorbarre, Jazzdance, Streching) und bin wahnsinnig froh, auch viele positive Rückmeldungen bekommen zu haben. Durch das tägliche Training um   10   Uhr   entstand   eine   Art   Routine,   die   uns,   meiner   Meinung   nach,   als   Gruppe zusammengebracht hat und so waren wir immer gemeinsam bereit und wach, um in den Workshop Tag zu starten.

Nicht nur als Gruppe waren wir ein starkes Team, sondern vor allem im Einzelcoaching konnten wir diesmal viel genauer und individueller auf alle eingehen. Letztes Jahr ging es viel um   Interaktion   zwischen   den   SchülerInnen,   doch   da   das   momentan   nicht   möglich   ist bekamen wir die Chance, einzeln mit jedem zu arbeiten. In meiner Gesangsstunde habe ich
versucht, den Workshop Teilnehmerinnen viel Verschiedenes mitzugeben. Ich wollte ihnen zeigen, wie unterschiedlich die Stimme einsetzbar ist und in wie vielen Richtungen man erforschen kann. Wenn man seine Stimme mal eingestellt hat und sicher ist, kann man seinen ganz individuellen Stil dazu geben und einen Song spannend gestalten. Dies habe ich versucht anhand des einstudierten Liedes zu erarbeiten. Was mir am wichtigsten war ist das Selbstvertrauen. Singen ist ein Ausdruck der Gefühle und es ist nicht immer leicht, Gefühle zu zulassen. Vertraut auf euch! Jeder ist auf seine ganz individuelle Art schön und braucht sich vor niemandem zu verstecken! Denn gerade das macht euch besonders. Lasst Gefühle zu und macht daraus Kunst!

Im Musical ist das Gefühle zulassen sehr spannend, da wir uns ja immer in eine andere Rolle hineinversetzen. Wir spielen nicht unsere eigene Geschichte, wir spielen das Leben einer anderen Person. Wir haben versucht, ein bisschen in die Arbeit an einer Rolle reinzusteigen. Hier arbeiteten wir mit Uta Hagens „9 Questions“, die einen guten Überblick darüber geben, wie   man   eine   Rolle   erarbeiten   kann.   In   dieser   Stunde   war   mir   sehr   wichtig,   dass   die SchülerInnen merken, wie viel eigentlich in einem Song stecken kann. Dass es nicht nur darum geht, das Lied schön zu singen, sondern dieses auch zu verstehen und in die Rolle hineinzufinden. Was steht denn da eigentlich? Was will meine Rolle? Warum tut sie das, was sie tut? Was denke ich und was sage ich? Wir wollen mit jedem Text oder Lied eine Geschichte erzählen! Und so als Nebeneffekt: Wenn man weiß, was man will und spielt funktioniert das Singen auch gleich viel leichter.

Ich bin wahnsinnig dankbar, dass dieser Workshop doch noch zu Stande gekommen ist. An dieser Stelle ein herzliches DANKE an Frau Prof. Kainrath, die all unsere Ideen unterstützt und freudig angenommen hat! Auch möchte ich danke an alle Schülerinnen und Schüler
sagen. Danke, dass ihr uns mit Vertrauen, Respekt und Freude entgegengekommen seid. Ihr
habt immer versucht, alles umzusetzen. Egal, wie komisch einem eine Übung am Anfang
vielleicht vorkommt, ihr habt es versucht und euch dafür geöffnet. Und dafür bin ich sehr
stolz auf euch!

Kathrin Schreier  wurde in Hall in Tirol geboren und machte erste Bühnenerfahrung am Landesjugendtheater Innsbruck. Nach ihrer Matura 2016 studierte sie am Konservatorium für Jazz und improvisierte Musik Tirol und wechselte 2017 an die MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (ehem. Konservatorium).
Neben Produktionen am MUK Theater Wien (Bagatelle, Daphnis & Chloe, Be More Chill) bei denen Kathrin mit Isabella Gregor und Werner Sobotka zusammengearbeitet hat, wirkte sie 2018 bei „Mass“ (Leonhard Bernstein) im Musikverein Wien mit. 2019 feierte Kathrin als Cover Katharina in „Carmen – das Musical“ ihr Debüt beim Musicalsommer Winzendorf. Sie war 2014 Europameisterin und Vize-Staatsmeisterin bei ASDU Sparte „Song & Dance“ und erhielt eine Auszeichnung beim  Bandwettbewerb „podium.pop.rock.jazz“ von „Musik der Jugend“.

Zusätzlich begleitet sie neben  ihrem Studium seit einigen Jahren junge Sängerinnen und Sänger auf ihrem Weg, schreibt eigene Songs und bietet vielseitige Workshops an.

 

MALCOLM QUINNTEN HENRY zum Vokal Workshop

Der   diesjährige   Musicalworkshop   hat   etwas...   sagen   wir   mal   „anders   als   gewohnt“... stattgefunden. Die Situation war schwierig, aber gemeinsam und mit der Hilfe technischer Hilfsmittel wie „Zoom“ und „Skype“ (und trotz des einen oder anderen Internetausfalls) ist es uns gelungen gemeinsam Kunst zu machen.

Wir   haben   die   Chance   genutzt   um   diesesmal   auch   den,   in   unserem   Berufsfeld   nicht unwesentlichen, Aspekt der „Körperlichen Fitness“ mit in die Lerninhalte zu nehmen. 2 x 1 Stunde, früh-morgentliches Schwitzen stand am ersten und  letzten Tag auf dem Programm.

Einmal mit Erklärung der Übungen in „Light-Version“, und einmal... naja... nicht ganz so „light“ 😉 Eine   weitere   Veränderung,   die   die   Umstellung   mit   sich   brachte,   war   die   Möglichkeit, Einzelunterricht zu geben, um so besser auf die Individualität der Stimmen einzugehen.

Meine Arbeitsweise in diesen Stunden würden viele wahrscheinlich als „kleinlich“ oder „penibel“   beschreiben.   Es   wurden   ausschließlich   „Muskuläre   und   Technische   Übungen“ gemacht.  Mir war wichtig, dass die SchülerInnen klanglich aus ihrer Komfortzone gehen, in der Hoffnung, dass eine ganz neue und andere Art der Tonbildung, und das Spüren der damit verbundenen Resonanzen, Neugierde auf mehr macht, und der ein oder andere vielleicht das Verlangen hat in diese Richtung weiter zu arbeiten!

Als es zur Liedinterpretation kam, waren wir uns anfangs sehr unsicher. Wie machen wir das mit der Latenz die über Skype entsteht? Die Schüler können uns ihre Lieder und Texte unmöglich   so   „vorspielen“,   das   bringt   doch   nichts!   Unsere   Entscheidung?   Klassische Rollenarbeit! Wir sahen uns an: „Wie gehe ich an eine Rolle heran, wenn mir jemand einen Text/ eine Nummer in die Hand legt die wir nicht kennen? Wo beginne ich, und wie bringe ich diese Vorarbeit in mein Endprodukt?“ Beantwortet wurden diese Fragen anhand von Uta Hagens „9 Questions“ und dem Prinzip der Handlungschwellen & Einheiten.
Abschließend kann ich eigentlich nur sagen, dass ich unheimlich froh war, diesen Workshop in neuer, angepasster Fassung geben zu dürfen. Wie so oft im Leben hat ein unerwartetes Problem  uns  gezwungen  umzudenken  und neue  Konzepte  zu  kreieren.  Und  wir  haben gesehen: wenn es Menschen gibt, die wollen, und alle am selben Strang ziehen, gehen die
Dinge oft viel besser als erwartet über die Bühne!

Malcolm Quinnten Henry  wurde 1996 als Sohn einer Künstlerfamilie in Wien geboren. Er wuchs   als   Deutsch-Amerikaner   bilingual   auf   und   entdeckte   schon   früh   seine   Liebe   zur darstellenden Kunst. 2006 stand er das erste Mal unter Ramesh Nair bei „Die Gemälde von Greenwich Castle“ (Odeon Theater) in seiner Heimatstadt Wien auf der Bühne. In den darauf folgenden Jahren trat einer Jugendmusicalgruppe bei, bei der er von 2008 bis 2012 (unter der Betreuung u.a von   Walter   Lochmann,   Harald   Buresch,   Antje   Kohler   und   Norberto   Bertassi),   bei   „Das Dschungelbuch“ (Shir Khan / WFC-Podium), "Die Geggis" (Rokko / WFC-Podium), „Fame“ (Schlomo   Metzenbaum   /   Off-Theater)   und   „Tanz   der   Vampire“   (Alfred   /   Off-Theater), tragende Rollen übernahm.

Mit 16 entdeckte Malcolm das „Songwriting“ für sich und wirkte bei Produktionen des ORF und RTL mit (u.a. mit Sido, Anastasia und Joy Denalane).

2017 stand er in der "Rocky Horror Show" (Rocky / Schloßfestspiel Zwingenberg) erstmals professionell auf der Bühne. Eine Rolle, welche Malcolm im darauffolgenden Jahr im Zuge einer   Wiederaufnahme,  und   beim  Musicalsommer   Amstetten   (2019/Alex   Balga,   Jerôme Knols, Christian Frank) erneut übernahm.

Seit   September   2017   studiert   er   nun   an   der   staatlichen   Hochschule   Musik   und   Kunst Privatuniversität   der   Stadt   Wien   (ehem.   Konservatorium)"   musikalisches Unterhaltungstheater, wo er im Zuge seines Studiums u.A an Produktionen wie Bernstein's "Mass" (Street Choir / Wr. Musikverein, Goldener Saal), Offenbach's "Bagatelle" (Pistache /
MuK Theater Wien), und der deutschsprachigen Uraufführung von "Be More Chill" (Scary Stockboy / Muk Theater Wien) mitwirken durfte.